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Der Knappenverein "Glück auf" Giershagen stellt sich vor: 

Der Ort Giershagen:

Giershagen ist ein Ortsteil der Stadt Marsberg, hat 1500 Einwohner und liegt am Ostrand des Sauerlandes an der hessischen Grenze.

Nichtsauerländer, die das Sauerland kennen, verbinden mit diesem Landesteil alles andere als Bergbau und Industrie.

Aber abgesehen von der Tatsache, dass noch heute der Anteil des industriellen Sektors an der Beschäftigung im Hochsauerlandkreis höher ist als in den Ruhrgebietsstädten:

Das östliche Sauerland war das Ruhrgebiet des Mittelalters mit einer großen Anzahl von Bergwerken auf Eisenerz, Kupfer, Blei, Zink, Schiefer und sogar Gold und einer Vielzahl von Hüttenwerken und Hämmern.

Die Ersterwähnung eines Erzabbaus in Giershagen stammt aus dem Jahre 1273, zu einer Zeit, als das Ruhrgebiet noch nicht bergbaulich geprägt war.

Es ist aber davon auszugehen, dass schon im 8. Jht., ev. sogar schon zur Römerzeit (Bleibarrenfunde) in der Region Bergbau betrieben wurde.

 

Die Bedeutung des Bergbaus:

Um 1600 versorgten etwa 10 Eisenerzbergwerke 25 Schmelzhütten und 56 Hammerhütten in der weiteren Umgebung von Giershagen. Im Ruhrgebiet begann der industrielle Bergbau und der Betrieb der Hütten erst Ende des 18. Jh.

Ende des 19. Jh. waren allein in den Giershagener Gruben über 800 Bergleute beschäftigt. Der Anteil der Berg- und Hüttenleute an den Beschäftigten des Dorfes lag bei über 60 %. (Landwirtschaft 17%).

1960 war das Verbundbergwerk Christiane, das grenzübergreifend (Hessen/NRW) mit einer 180 m Sohle von 5 km Länge mehrere Abbaufelder vernetzte, mit über 300 Bergleuten die größte Eisenerzgrube in Westdeutschland, sie wurde 1963 geschlossen.

Der Verein:

Der Knappenverein  "Glück auf" Giershagen ist der einzige noch bestehende Knappenverein im Sauerland. Er hat sich zum Ziel gesetzt, auch nach der Schließung der Gruben die Bergbautradition des Dorfes und des Umfeldes zu erhalten und wieder stärker in den Blickwinkel der Menschen in der Region zu rücken.   

Das Jahr 1873 wird als offizielles Gründungsjahr des Vereins angenommen. In diesem Jahre wurde eine von Bergleuten aus Giershagen gestiftete Fahne mit dem Bild des Heiligen Antonius geweiht, die noch heute existiert. Es ist anzunehmen, dass sich spätestens in dieser Zeit die Giershagener Bergleute zu einem eigenen Verein zusammengeschlossen haben. Ein neues Statut für Knappschaftsvereine im Bergrevier Brilon hat diesen Schritt der Verselbständigung der Giershagener Bergleute ermöglicht.

Da es bereits im 13. Jahrhundert im Giershagener Raum Bergbau gab, ist der Zusammenschluss der Bergleute zu Knappschaften in dieser Zeit wahrscheinlich, wie es die 1559 abgefasste ,,Bergordnung des Erzbischofs von Köln" vorsieht. Ebenso ist ein von Bergleuten und Gewerken vor 300 Jahren gestifteter Bildstock Beweis, dass es schon zu dieser Zeit einen Zusammenschluss der Giershagener Bergleute gegeben hat. Vor 250 Jahren wurden laut Aufzeichnung auch schon Uniformen beschafft.

Während in anderen Gegenden die Knappen das Barbarafest oder den Antoniustag feiern, hat sich im östlichen Sauerland spätestens seit dem 19.Jh. eine besondere Tradition etabliert. Bei uns in Giershagen wird diese Tradition mindestens seit 1873 gepflegt. Am Silvestermorgen wird ein Knappenhochamt zum Gedenken an die verstorbenen Bergleute gehalten und anschließend gemeinsam der Jahresausklang gefeiert.

(Ein Ausflug ins zu dieser Zeit meist winterliche Sauerland lohnt sich.)

Der Knappenverein erlebte eine wechselvolle Geschichte des Bergbaus im Raum Giershagen. Nach mehreren Blüte- und Stagnationsphasen kam es Anfang des 20. Jahrhunderts einmal mehr zum Zusammenbruch des Bergbaus. Erst 1936 begann eine neue Blütezeit, 1963 war endgültig Schluss. Trotzdem fanden sich immer wieder traditionsbewusste Bergleute, die den Knappenverein in den Folgejahren am Leben erhalten haben.

Der Knappenverein Giershagen ist der einzige noch existierende bergmännische Traditionsverein im Hochsauerland und war in den 80er Jahren Mitbegründer des Hessischen Landesverbandes. Inzwischen ist der Verein Mitglied des Landesverbandes der Berg- und Knappenvereine NRW.

Vor wenigen Jahren hat der Verein angesichts der Altersentwicklung der ehemals aktiven Bergleute erfolgreich die Anwerbung neuer junger Mitglieder in Angriff genommen. Es gab viele Neueintritte und viele, die sich bereit erklärten, auch den „Kittel“ zu tragen. Der Verein zählt seit kurzem mit Stolz mehr als 100 Mitglieder. Fast die Hälfte davon sind aktive „Kittel“träger. Es ist davon auszugehen, dass die Zukunft des Vereins für die nächsten Jahre gesichert ist.

Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen im Jahresverlauf versucht der Verein, seine Mitglieder für den Bergbau vor Ort und darüber hinaus zu interessieren und durch Informationsveranstaltungen das bergbauliche Wissen zu mehren.
Durch gesellige Veranstaltungen wird der Zusammenhalt  und der Kontakt mit den befreundeten Vereinen gepflegt.

Durch die Teilnahme an überregionalen Veranstaltungen sind wir als Botschafter  in Sachen Bergbautradition ein Werbeträger für unsere Region.